Derry Grey CD Booklet

Mit "Songs from the south" habe ich ein Album gemacht, das Orte in meinem Leben, aber auch im Leben meines Freundes und Songwriting Partners Johannes Dittler beschreibt und mit "Traveller 69" gedenke ich auch Musikern, die teilweise nicht mehr unter uns weilen, aber einen Einfluß auf meine Musik hatten. Die CD „Songs from the south“ umfasst alle neuen Songs. Sie sind angesiedelt im Süden der USA, in Mexiko, Kalifornien, New Mexico, Texas, aber auch Isle of Wight, Griechenland, Kroatien, Sizilien und in Grado an der oberen Adria, unserem Zufluchtsort, den meine Frau und ich mit Malamute Nico zumindest bis Corona monatlich einmal aufgesucht haben. Das Meer spielt bei diesen Songs eine gewichtige Rolle, wie auch in meinem Leben, seit ich etwa 4 Jahre alt war. Auf Traveller 69 findet man Songs, die Armand Oberle und ich in verschiedenen Studio Sessions aufgenommen haben, die aber erst 2020 neu gemixt und gemastert wurden.

 

                                                                CD 1

 

01 When once the albatross returns (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Den ersten Albatros, so glaube ich, dürfte ich Anfang der 90er Jahre, entweder in Florida oder in der San Francisco Bay gesehen haben, auf einer Schiffsfahrt vorbei an der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz. San Francisco war ein wichtiges Ziel für einen Ex-Hippie, wenngleich ich leider nicht 1969, sondern erst 20 Jahre später dorthin gelangen sollte. Sit-Ins im Haight Ashbury Park allerdings, ließen meine Frau und mich kurzzeitig in die Vergangenheit eintauchen.

 

02 He never heard the mission bells ring (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

In San Antonio in Texas steht die wohl berühmteste Mission „The Alamo“. In der Mission, im Fort Alamo, haben sich viele Einwanderer aus Europa am Kampf gegen die Mexikaner unter Diktator Santa Ana beteiligt und sind dabei ums Leben gekommen. In einer anderen Missionskirche südlich von San Antonio haben wir die Missionsglocken dann auch selbst „erhört“ und bei einem Gottesdienst teilgenommen. Dabei sind wir überraschenderweise dem Publikum vorgestellt und mit viel Applaus begrüßt worden. Der Gottesdienst war eigentlich für Hispanos mit Mariachi Musik und der Pater war ein Ire. Das Folsom Gefängnis, in dem Cash einen seiner großartigen Auftritte absolvierte und das im Song vorkommt, liegt übrigens in der Nähe von Sacramento. ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET 1-4.

03 Waters run high (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Ein Song über die Naturgewalten, denen etwa Johnny Cash persönlich als Kind ausgesetzt war, als der Mississippi 1937 über die Ufer trat, Cash hat dazu viele Jahre später den Song „Five feet high and rising“ geschrieben. 1969 war es schon der Hurrican „Camille“ der noch vor „Katrina“ New Orleans überschwemmte. Die Natur hat damals schon zurückgeschlagen und uns gewarnt, wir haben es nur nicht wahrgenommen oder wollten es einfach nicht wahr haben. Noch ein Song wird im Lied erwähnt, Joe South's „Old bridges burn slow“. Der großartige South lebt ja leider auch nicht mehr.

 

04 Grado evening sun serenade (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Auch wenn ich nunmehr seit 11 Jahren in Wien lebe und diese Stadt wirklich liebe, habe ich mittlerweile ein Ausweichdomizil, Grado, diesen wunderbaren „altösterreichische“ Ort an der Oberen Adria zwischen Triest und Venedig. Der Song ist eine Hommage an diese Stadt, die wie die ganze Region Friaul Julisch Venetien stark unter der Corona Pandemie zu leiden hat. Und dort warten unsere Freunde, allen voran Andrea Pipani von der Taverna Ai Patriarchi und unsere liebe Vermieterin Anna Maria Comelli schon wieder auf uns.

 

05 If you feel like flyin' (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Fliegen ist vielleicht künftig nicht mehr ganz so aktuell wie früher, aber in diesem inspirational Song, ist das Fliegen ohnehin anders gemeint, es ist die Liebe, die dir Flügel verleiht, Liebe die dich singen läßt, auch wenn du traurig bist, etwas was vielen in dieser Zeit vielleicht weitergeholfen hat.

 

06 On the seaside (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Der Song soll an alle Küsten erinnern, die mir in unlöschbarer Erinnerung geblieben sind. Von Kroatien, Sizilien und Griechenland bis zur Isle of Wight, Irlands Ring of Kerry und Galway bis an die US Coasts von New York, dem Golf von Mexiko, Santa Monica am Atlantik, den Florida Keys vor Kuba, Cornwalls Steilküste und wieder zurück in unsere zweite Heimat, an die adriatische Lagune von Aquileia bis Grado. ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET 5-8.

07 I won't get used to getting used to you (w&m: Derry Grey/Johannes Dittler/Armand Oberle)

Griechenland war auch Ziel einiger schöner Aufenthalte. Offensichtlich beliebt bei steirischen Musikern, wie etwa Gerd Steinbäcker, mit dem ich die Schulbank in Graz gedrückt habe und natürlich nicht zu vergessen der großartige Leonard Cohen, der sich in den 60ern auf der Insel Hydra niederließ. In der Kappos Bar am Peloponnes gab es auch Literaturabende.Traurig dass Griechenland heute eine so große Last an Flüchtlingen zu tragen hat. Eine Änderung daran hängt mit einer Lösung der Konflikte in deren Heimatländer zusammen, die durch die Corona Pandemie wahrscheinlich in noch weitere Ferne rückt.

 

08 Walkin' on Beale Street (Memphis 90') (w&m: Derry Grey)

Mit diesem Song wollte ich der Stadt am Mississippi, in der ich es durchaus länger ausgehalten hätte, auch nochmals meine Referenz erweisen und ihn weiters noch dem größten aller Soul Sänger Ray Charles widmen und auch W.C. Handy, dem man die Erfindung des Blues zuschreibt. Leider habe ich in Memphis damals nur die Ankündigung zum Ray Charles Konzert gesehen, ich mußte nach ein paar Tagen wieder weiter, dafür aber konnte ich in der Beale Street und im Handy Park das Flair der Stadt mit Live Blues eines alten Musikers genießen. Alt ist ja relativ, damals war er etwa so alt wie ich heute.

 

09 Therefore to pray (w&m: Woody Guthrie/Derry Grey/Armand Oberle)

Nora Guthrie, Woody's Tochter, hat mir gestattet, einen Woody Guthrie Text neu zu bearbeiten und ihn mit meiner Musik zu versehen und daraus wurde „Therefore to pray“ (Woody Guthrie/Grey/Oberle). Danke Nora! Einer der wenigen spirituellen Texte von Woody, der ja in zweiter Ehe mit Marjorie Mazia, einer Jüdin verheiratet war. Der Text ist wahrscheinlich in der Zeit entstanden, in der er mit seiner Familie in der Mermaid Avenue auf Coney Island gelebt hat. von etwa 1947 bis Anfang der 50er Jahre und das auch ein beliebter Künstlertreffpunkt war. Dort wurden auch Arlo, 1947 und Nora, 1950 geboren. Viele Texte wurden nicht mehr von ihm vertont, da eine Erbkrankheit schon zu weit fortgeschritten war. 1952 erschienen die letzten Aufnahmen bei Decca. Woody Guthrie wurde 1912 in Okemah, Oklahoma geboren und starb 1967 nach einem langjährigen Aufenthalt in einer Spezialklinik, wo ihn auch noch Bob Dylan besuchte, für den Woody ein großes Vorbild war. Der Song „This land is your land“ und weitere Lieder gehören zum amerikanischen Kulturgut und kommen in jedem Schulbuch in den USA vor. Mit Pete Seeger spielte Woody Anfang der 40er Jahre bei den „Almanac Singers“, die zum Vorbild für viele ähnliche Gesangsruppen der Folk Ära, des Folk Revivals, wurden, wie „The Seekers“, „The Weavers“, „Peter Paul & Mary“, „Kingston Trio“, „Brothers Four“, „New Christy Minstrels“, „The Limeliters“ oder das „Chad Mitchell Trio“. Vielleicht sogar noch zu erwähnen eine Gruppe, die von einem Kanadier, Jack Grunsky, in Österreich gegründet wurde, die „Jack's Angels“, sie waren damals weit über die Grenzen hinaus populär. Und nicht zuletzt war er auch Vorbild für meine Gruppe „Okemah“, die mittlerweile 40 Jahre existiert. Deshalb wählten wir auch den Geburtsort als Namen. Mehr zu Woody Guthrie Biographie, Texte und mehr siehe offizielle Woody Guthrie Website: www.woodyguthrie.org

 

10 We've sailed away (dedicated to Greenpeace) (words: Derry Grey & Armand Oberle / music: Traditional)

Einen Song der uns zum Ende des Regenbogens führen soll und der im Studio Ende August / Anfang September entstanden ist, möchte ich GREENPEACE widmen, einer Organisation, die ich seit Jahrzehnten unterstütze, weil sie uns unaufhörlich auf die Mißstände auf unserem Planeten aufmerksam macht und jetzt vielleicht noch wichtiger wird, damit wir dies nicht neben unseren privaten, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Problemen vergessen. Der Song selbst ist ein Traditional, das sich an ein altes Spiritual anlehnt, in dem es heißt: Wenn ich die Flügel eines Engels hätte, dann könnten ich über die Gefängnismauern hinweg fliegen". ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET 9-12.

11 I'll try for the sun (w&m: Donovan Leitch)

Kommen wir als Überleitung zur zweiten CD beim letzten Song von „Songs from the south“ schon zum Jahr 1969. Es war das Jahr, indem ich mich für Folk & Blues zu interessieren begann und auch meinen ersten Song aufnahm, Donovan's I'll try for the sun. Das mit der Sonne war immer schon so, die Sehnsucht danach, meine ich. Aufgewachsen in einem sehr schmalen Tal in der Steiermark mit drei Metern Schnee monatelang im Winter, da war mir schnell klar, dass dies nicht von Dauer sein konnte. Mein Onkel war schon in den Fünfzigern nach Australien ausgewandert und so wollte ich es ihm auch schon als siebzehnjähriger gleichtun, was ordentlich misslang. Österreich war damals noch nicht für die Freiheitsbewegung von Hippies gerüstet. 

                                                              CD 2

 

01 Big train from Memphis (w&m John Fogerty)

1969 ist eine wohl für mich etwas magische Zahl, die immer wieder auftaucht bei den weiteren Songs. Eine der ersten Bands, die sowohl nach Rockmusik und Country klangen, waren Creedence Clearwater Revival. Ich glaube jeder Sologitarrist von damals hatte die Solis von John Fogerty auf seinem Übungsplan. Im August 1969 legten sie wohl mit Green River eines ihrer besten Album vor, von da an folgte ein Hit nach dem anderen. Ich habe von Fogerty den Song „Big train from Memphis“ aufgenommen, da er mich zum einen an meine Kindheit erinnerte, mein Vater war Lokführer, zum anderen an die Stadt am Mississippi, die mich bei weitem mehr beeindruckte als Nashville. Der Song wurde auch im Album „Class of 55“ von der „old supergroup“ um Carl Perkins mit seinen Mitstreitern Roy Orbison, Johnny Cash & Jerry Lee Lewis veröffentlicht und zwar als Liveaufnahme einer Session mit Fogerty himself, den Judds, Dave Edmunds, Sam Phillips, June Carter und Ricky Nelson, dessen letzte Session es leider auch war.

 

02 Alabama rain (w&m: Jim Croce)

Jetzt zu den schon in der Einleitung erwähnten Musikern. Da gab es etwa Jim Croce, der viel zu früh mit 30 Jahren verstarb und ein paar der schönsten Balladen hinterließ, so auch „Alabama rain“. Croce wollte mit einer gecharterten Beechcraft 1973 von Louisiana nach Texas zu einem Konzert fliegen und stürzte dabei ab, mit dabei auch Freund und Gitarrist Maury Muehleisen. Meine Frau und ich sind die Strecke dann umgekehrt 20 Jahre später mit dem Auto gefahren, von Texas durch die Mangrovesümpfe nach Lafajette, um in die Welt der Cajuns einzutauchen, wo ich nicht nur musikalischen Eindrücke mitnahm, sondern als Hobbykoch auch kulinarische und weiter dann nach New Orleans ins French Quarter.

 

03 City of New Orleans (w&m: Steve Goodman)

Steve Goodman schrieb wahrscheinlich den schönsten Eisenbahn Song aller Zeiten - „City of New Orleans“ und Arlo Guthrie hatte damit einen Hit. Steve starb ebenfalls sehr früh, 1984 mit 36 Jahren. Ich bin stolz darauf, daß ich mit seinem Tourpartner Saul Broudy aus Philadelphia Ende der 90er einen Song aufnehmen durfte.

 

04 Get back (w&m: Lennon/McCartney)

Am 11. April 1969 erschien die Beatles Single „Get back“, jener Titel, der auch im späteren Film auf einem Dach in London mit Billy Preston am Fender Piano verwendet wurde. Preston kannten sie schon seit den 60er Jahren, aber Harrison sah ihn dann 69 bei einem Ray Charles Konzert und fragte ihn spontan, ob er den Titel mitspielen würde. Leider auch irgendwie der Anfang vom Ende der Beatles, die sich dann mit dem Album „Let it be“ verabschiedeten. Arizona, JoJo aus dem Lied hat ja sein Haus dort, war für uns Ziel von zwei Single CD Präsentationen und auch der Weg zwischen San Diego, Kalifornien und Taos in New Mexico. Insgesamt sind schon mal 25.000 Kilometer in 11 Jahren durch Amerika zusammen gekommen. Vor 1969 gehörte ich ganz klar zu den „Beatles Jüngern“ und nicht Rolling Stones, das war eben so, entweder die einen oder die anderen.

 

05 Sunday mornin' comin' down (w&m: Kris Kristofferson)

Die meisten Songs habe ich bei Konzerten in den letzten 40 Jahren wahrscheinlich von Kris Kristofferson gesungen, deshalb mein Cover von seine meisterlichen Ballade „Sunday mornin' comin' down“, das er etwa 1969 geschrieben hat und Johnny Cash ein Jahr später zu einem Hit gemacht hat. Wegen Kris haben meine Frau und ich auch Brownsville in Texas aufgesucht, seinen Geburtsort direkt an der mexikanischen Grenze. Für Janis Joplin hat er ja „Me & Bobby McGee“ geschrieben, der Song, den ich immer wieder mit Michaelangelo Antonioni's Hippie Drama „Zabriskie Point“ assoziiere. Im Death Valley von Kalifornien waren meine Frau und ich irgendwann in den 90ern beim Zabriskie Point, dem Aussichtspunkt, der dem Film von Michelangelo Antonioni den Namen gab. Der Film war wie Easy Rider damals Kult, Filme unsererer „Hippie Jugendzeit“ eben und deshalb mußte es für uns natürlich auch in diese Wüste gehen und dort habe ich dann nahe dem Schild gehalten und bin etwas in die weiße Landschaft, die Sanddünen gewandert. Ich habe dazu auch ein Bild gemalt, das später in meine USA Ausstellung kam.

 

06 Tulsa time (w&m: Danny Flowers)

Danny Flowers hat „Tulsa time“ für Don Williams geschrieben. Wir haben im Roadhouse 62 nahe Okemah während unseres Aufenthaltes beim Woody Guthrie Festival gespielt. Ein Konzert vor einem Haufen von Vietnam Vets. Danach haben sie uns auf eine Sightseeing Tour auf ihren Harleys eingeladen. Nicht weit entfernt, nur 64 Meilen nördlich liegt Tulsa an der Old Route 66.

 

07 The weight (w&m: Robbie Robertson)

1969 machte sich eine Band mit dem ungewöhnlichen Namen „The Band“ auf, die Rockmusik neu zu erfinden, indem sie ihr alle möglich traditionellen Stile hinzufügte. Als ich die erste Platte von ihnen kaufte, „The Band“, sie erschien auf Capitol am 22. September 1969, veränderte sich für mich das bisherige Bild von Rockmusik völlig. Plötzlich standen hier nicht Folkmusik und Rockmusik allein für sich, nein, mit einem mal hatten noch viele Stile mehr in der Musik einer einzigen Band Platz gefunden. „The weight“ von Robbie Robertson & The Band war der Song, der im Film „Easy Rider“ 1969 gespielt wurde, in der Szene, als Hopper und Fonda durch das Monument Valley fuhren, aber aus rechtlichen Gründen im Original nicht auf den Soundtrack kam. ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET SEITEN 13-16.

08 Coming into Los Angeles (w&m: Arlo Guthrie)

Mitglieder der Guthrie Familie kenne ich schon länger. Meine Gruppe Okemah, die ich vor 40 Jahren gegründet habe, haben wir ja nach Woody's Geburtsort in Oklahoma benannt. Mit Arlo Guthrie und Tom Paxton durfte ich gemeinsam beim „1. Woody Guthrie Folk Art Festival“ in Okemah auftreten, mit Arlo's Tochter Sarah Lee Guthrie spielten wir zwei Konzerte in Wien und in der Steiermark, mit Sarah's Onkel Michael Kleff ging es auf Lesetour und Nora hat mich zu einem Musical über Woody mitgenommen. Landen wir jetzt in Los Angeles. Arlo's „Coming into LA“ erschien 1969 und war einer der Klassiker des Woodstock Festivals. Laut Line Up um 11:55 pm am Freitag 15. August 1969. Ich habe eine Woche in Venice, einem der Badeorte von LA verbracht und konnte dort an einem Treffen von Exil Österreichern aus Musik und Film teilnehmen. Gewohnt habe ich im Cadillac Hotel, das mußte einfach sein. Kult! Die Zeit ist dort stehen geblieben, die Zimmer, alle über die Jahrzehnte von Künstlern bewohnt, sind geblieben wie sie waren. Der Film von Arthur Penn „Alice's Restaurant“ mit Arlo in der Hauptrolle ist zweifellos ein Kultfilm der Popkultur und ebenfalls 1969 erschienen.

 

09 I don't wanna talk about it (w&m: Danny Whitten)

Viele wissen nicht, dass Danny Whitten „I don't wanna talk about it“ geschrieben hat. Whitten, der nur 29 Jahre alt wurde, hat den Song mit Crazy Horse aufgenommen, der Band, die einige Alben mit Neil Young eingespielt hat und mit ihm auf Tour war bzw. immer wieder ist. Und da kommen wir gleich noch zu Neil Young himself, der 1966 nach Kalifornien aufgebrochen ist, um sich dort einer Band namens „Buffalo Springfield“, anzuschließen, in der schon Stephen Stills spielte. Die beiden mit Crosby und Nash ergaben dann später 1969, als CSN&Y wohl eines der besten Vocal Ensembles der Popgeschichte, die auch STS inspirierten.

 

10 California sunset (w&m: Neil Young)

Von Young selbst stammt das von mir und Mandy eingespielte „California sunset“, wohl ein Rückblick auf seine erste Zeit in Kalifornien.

 

11 I walk the line (w&m: Johnny Cash)

Johnny Cash der ultimative Countrystar schlechthin, Mitglied der texanischen Outlawband „Highwaymen“ und mit June Carter aus der legendären Carter Family Dynastie verheiratet, absolvierte 1969 mit „Johnny Cash live at San Quentin“ ein beeindruckendes Musik und Filmmeisterwerk, aufgenommen am 24. Februar 1969 im San Quentin State Prison in Kalifornien. Dort sang er natürlich „I walk the line“, was später auch zum Titel seiner Biographie wurde.

 

12 Ghost riders in the sky (w&m: Stan Jones)

Und mit dem inspirational Song „Ghost riders in the sky“ schließt sich der Kreis der 69er sozusagen. Stan Jones, ein „singender“ Nationalpark Ranger, tätig im Death Valley, hat den Song geschrieben und Johnny Cash hat 1969 die für mich beste Version aufgenommen

 

Und zum Ende noch ein bisserl persönliche oder auch österreichische Musikgeschichte, die vielleicht eine Antwort auf die Frage gibt, die mir und meinen Musikern immer wieder gestellt wurde „Warum singt ihr eigentlich amerikanische und englische Songs“. Was ja eigentlich gar nicht stimmt, da es von mir und meinen Musikern viele Dialektsongs gibt, das nur nebenbei. Aber aufgewachen bin ich keineswegs mit Volksmusik, sondern mit vorwiegend amerikanischen Liedern, die es teils auch in deutsch gab. Warum war das so? Die Amerikaner gründeten nach 1945 in der Besatzungszeit Österreichs den Radiosender „Radio Rot Weiß Rot“, sowie den englischsprachigen Militärsender „Blue Danube Network“, der bei jüngeren Menschen besonders beliebt war. Die Station BDN wurde allerdings zuvor am 10. Juli 1945 in Salzburg in Betrieb genommen unter dem Rufzeichen KZCA. Als Wien Hauptquartier wurde folgte auch die Hauptstadt und später noch Linz. Desgleichen taten die Engländer in Graz und Klagenfurt mit dem Sender „British Forces Network“, dessen Programm bzw. Nachfolgeprogramm man bis Mitte der 60er Jahre hören konnte. Eher unbeliebt hingegen war damals Radio Wien, weil er als „Russensender“ galt. Die Qualität der BDN-Produktion nahm zu und Shows wurden erweitert.. Zwei der Originalproduktionen waren "Hospital Request Show" und "Man On The Street". An Samstagen gab es auch die Sendung „Grand Ole Opry“ Mit der Erbauung der UNO City in Wien installierte man 1979 wieder einen englischsprachigen Sender und verwendete etwas abgewandelt den früheren Namen als „Blue Danube Radio“. Blue Danube brachte neunzehn Jahre später 1998 ein einstündiges Liveporträt mit mir und meinen Musikern Charly Hörmann und Arno P. Fyler gleich am Tag unserer Rückkunft aus den Staaten nach dem Auftritt beim Woody Guthrie Festival in Okemah/Oklahoma.

 

Die Grazer Folkmusiker Wolfgang Schnelzer & Ernst Pozar (Leiter Retzhof Folk Festival, Mitbegründer Folk Club Atlantis), Jimmy Cogan (Travellers/Turning Point) und Jack Grunsky (Jack's Angels) waren verantwortlich, dass aus dem sehr jungen „Beatfan“ ein Folkmusiker wurde. Mit Ernst Pozar gemeinsame LP „Ruck ma z'samm – Folk aus der Steiermark“ und mit Jimmy Cogan „Styrian Country Favourites“. Mit Jack Grunsky Auftritt bei einer Veranstaltung 1979.

 

Auch Colin Wilkie, ein damals in Österreich lebender Folkmusiker sorgte mit seiner Sendung „Colin's Folkclub“ (1974 – 1981) dafür, dass in Österreich überhaupt Folkmusik gehört wurde. Colin hat mich und meine Gruppe zum Folk Festival Hallein eingeladen und noch einige Jahre später konnte ich an einem Abend mit dem „alten Folkie“ mitwirken. Zusammengebracht hat uns mein Freund Peter Ratzenbeck.

 

1969 habe ich wie schon erwähnt meinen ersten Song von Donovan aufgenommen. Er hat in diesem Song geschildert, wie er als 15jähriger mit Gypsy Dave unterwegs und von der Welt enttäuscht war. Ich bin, könnte man sagen aus dem gleichen Grund als 17jähriger mit meinem Freund Chris Scheuer von zuhause abgehauen. In einem einsam gelegenen, leeren Haus froren wir dahin, während wir über ORF und Zeitung gesucht wurden. In einem Abschiedsbrief an meine Eltern stand, dass ich meinen Weg als Musiker machen wolle. Eingehalten habe ich es ja, wenngleich etwas später. Chris Scheuer zog übrigens irgendwann als Graphiker und Kunstmaler nach Frankreich und gelangte mit dem Kunstcomic „Marie Jade“ zu einiger Popularität. ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET SEITEN 17-20.

Zurück zur österreichischen Volksmusik. Von Nazis als Propaganda mißbraucht, hörte man sie nach dem Krieg vor allem in den Industrieregionen überhaupt nicht mehr, deshalb wurde sie mehr und mehr zur sogenannten „Stubnmusi“, von den Bauern zuhause mit ihren Familien gespielt. Ob man es glaubt oder nicht, ich war schon 33 Jahre alt, als ich die Musiker der Stubenmusi Kogler kennenlernte und wir gute Freunde wurden und damit auch die mir bis dato völlig unbekannte „eigene“ Volksmusik. Bald darauf fuhr ich nach Bad Goisern und erlebte das erste Fest der Seitlpfeifer, stellte dabei aber auch gleich fest, daß einige Melodien stark an französische Volksweisen erinnerten, sie wurden von den Truppen Napoleons gespielt und blieben wie einige seiner Mitstreiter, etwa der Vorfahre meines früheren Gesangspartners Doc John Delanoy, in unserem Land und damit auch ihre Musik. Kampf und Sieg über Napoleon 1809 in Aspern nahe Wien gab dem "Gasthaus zum Sieg" im zweiten Wiener Gemeindebezirk den Namen und wurde zum Stammlokal für mich, den "Immigranten" und meine Band Okemah.

 

Nochmals Danke an Nora Guthrie, der Verwalterin des Guthrie Erbes und Mitgliedern ihrer Familie, mit denen ich einige Male auftreten durfte. Ich möchte weiters meinen Freunden, dem Songwriting- Partner Johannes "Kodo" Dittler und Monika Sommer-Kozak danken, die in schwierigen Zeiten immer hilft, unsere Kontakte aufrecht zu erhalten und dem "Musik Direktor" Mandy Oberle, einem absoluten "Ausnahmegitarristen" und seiner Frau Ingrid, die unsere Lieder immer wieder zum "Durchhören" bekam. Und natürlich meiner Frau Dagmar, die das Album produziert hat und bei all meinen musikalischen Trips fast immer an meiner Seite war. Und auch ein Danke an meinen Freund Gerald Donnerer vom „Papa Joe's in Kapfenberg im Mürztal in der Steiermark, der mir für eine Fotosession sein ganzes Lokal zur Verfügung gestellt hat.  Danke an Margit Gretsch & Thomas Jelinek, die uns bei Publikation und der Online Verbreirtung helfen.      

                                                                               Derry Grey, Wien & Grado im Herbst 2020.

ENGLISCHER TEXT SIEHE BOOKLET SEITEN 21-24.